Tom gelang es, die Fassung wieder zu gewinnen. Er sagte: „Jetzt hört mal alle her! Und ruft nicht alle durcheinander!

Ich weiß, dass ich euch viel zu lange im Dunkeln habe liegen lassen. Versteht mich bitte, es war doch Sommer, und ich darf euch nicht mit nach draußen nehmen,  weil ich euch sonst im Gras verliere.
Aber jetzt brauche ich eure Hilfe.“

Die Figuren sahen einander an und nickten dann mit den Köpfen. Tom fuhr fort: „Ich muss erst einmal oben auf den Schreibtisch kommen. Wenn ihr mir helft, dass ich wieder groß werde, wünsche ich uns allen zusammen zu meinem Geburtstag eine große Ritterburg!“

„Nun komm fon und erfähl keine Romane“, sagte der Pirat, der mit seiner Zunge offensichtlich über seine Zahnlücke stolperte. „Wir machen eine Piratenleiter und klettern über die Griffe der Fubladen hoch.“

Er hielt Tom seine ineinander verschränkten Hände hin, damit dieser auf den ersten Griff klettern konnte, dann zog Tom den Piraten hinterher. So kletterten sie Stück für Stück höher.

Die anderen Figuren fanden das lustig und kletterten hinterher. Bis auf das Männchen mit dem Gipsbein, das seufzte: „immer das Gleiche mit euch! Keine Rücksicht auf die Schwächeren.“ Es setzte sich auf den Boden und sah zu, wie die bunte Schar einer nach dem anderen auf die Schreibtischplatte hochkletterte.

Oben angekommen stürmte der Pirat mit vier seiner Kumpanen gleich auf Toms Heft mit den Hausaufgaben zu: „Leute, wir bauen uns ein Piratenfiff!“, rief er. „Au ja!“, jubelten die anderen, und schon fielen sie über das Rechenheft her und rissen „ritsch – ratsch“ eine Seite heraus.

„Nein – Nicht!“, protestierte Tom, „das sind meine Hausaufgaben!“ – „Unsinn, Hausaufgaben, was willst du denn damit. So wie du jetzt 'rumläufst, kannst du sowieso nicht in die Fule gehen.“ – „Schule meinst du“, korrigierte der Feuerwehrmann.

„Wir wollen ihm doch helfen, damit er wieder normal groß wird“,  erinnerte das Mädchen aus dem Zoo. „Stellt euch nicht so an, wir können auch erst das Fiff bauen, helfen können wir danach!“, kicherte der Pirat und begann, mit seinen Kameraden das Papier zu falten.

Tom stöhnte. „Hey, Leute, und das nehmen wir als Segel“, jauchzte ein kleiner Pirat, und verteilte mit aller Kraft mit Toms Stempel Elefanten auf eine andere Seite des Rechenhefts.

Tom gab auf. Die machten ja doch was sie wollten. Aber der Elefantenstempel brachte ihn auf eine Idee: „Bitte hilf mir mal“, sagte er zum Feuerwehrmann. „Du mit deinen schweren Stiefeln, geh doch bitte mal auf das Stempelkissen, und dann auf dem Papier hinter mir her.“

So hinterließen sie Spuren mit den Stiefeln, bis man deutlich das Wort „HILFE“ lesen konnte. Die restliche Farbe ließ der Feuerwehrmann auf einem Blatt Löschpapier. Dann stemmten sie gemeinsam einen Filzstift hoch und schrieben neben das erste Wort „ICH BIN GESCHRUMPFT“.

„Bist du sicher, dass das klappt?“, fragte der Feuerwehrmann. „Nach dem was du mit deiner Mutter immer so anstellst, meint sie bestimmt, du willst sie auf den Arm nehmen!“, - „Oder sie fällt vor Schreck in Ohnmacht“, sagte Tom. Der Pilot hatte einen Vorschlag zu machen: „was hältst du davon, den großen Gartenzwerg um Rat zu fragen?“, „Gute Idee“, meinte Tom, „aber da müssen wir erst wieder hier runterklettern“.

„Ihr habt Probleme“, lachte der Pirat und ließ von dem Papierschiff ab. „Fau wie das geht!“, rief er und griff sich das Magnetband einer Tonkassette, die auf dem Tisch lag. Er sprang johlend von der Tischkante herunter, während sich das Band in der Kassette wie bei einer Seilwinde abrollte.

Tom folgte. „Rrrrt, rrrrt“, machte das Band als sich eine Figur nach der anderen an ihm herunter gleiten ließ.

 

Tom sah auf das Knäuel, das nun auf dem Boden lag. Das war einmal seine Kassette mit den Liedern vom Piratengeist. Die war jetzt hinüber ...