Bu-Hu

Radtour um den Hariksee

Es war Herbst, die Tage wurden immer kürzer. Die Blätter färbten sich gelb und der Wind wehte sie nach und nach von den Bäumen.

 „Was hältst du von einer kleinen Radtour?“, fragte Marios Mutter, „Die Sonne scheint so schön!“ - „Au ja“, rief Mario, „ich hole schnell meinen Fahrradhelm!“ Und wenige Minuten später radelten die beiden los Richtung Hariksee.

Am Seeufer angekommen stiegen sie ab, um über den See zu schauen, der zwischen herbstlichen Wäldern lag.

Das einzige Motorboot, das auf dem See fahren durfte, lag am Ufer vertäut. „Patschel“ hieß es, benannt nach einem Fischotter, über den ein Schriftsteller einmal geschrieben hatte.

Im Sommer kann man sich von Kapitän Gerd mit Patschel vom Inselschlösschen aus bis an das andere Ende des Sees fahren lassen, wo sich das Wasser vor der alten Mühle staut, bevor es über das alte Holzrad seinen Weg in die Schwalm fortsetzt.

„Guck mal Mutti, was das für eine dicke Ente ist!“, rief Mario. Die Mutter lachte: „Das ist keine Ente, das ist eine Wildgans.“ – „Aber Gänse sind doch weiß!“, meinte Mario. Die Mutter erklärte: „Dies sind aber Gänse, die in freier Wildbahn leben. Im Sommer sind sie in Sibirien, da ist es ihnen aber im Winter zu kalt, daher fliegen sie den weiten Weg hierher, weil es hier wärmer ist.“

Die beiden schwangen sich wieder auf die Fahrräder und setzten den Weg am Seeufer entlang fort. Am Minigolfplatz stellten Sie ihre Räder ab und spielten eine Runde. „Wenn du gewinnst, lade ich dich nachher zu einer Portion Pommes ein“, versprach die Mutter. Auch wenn es ihm schwer fiel, legte Mario sich nun mächtig ins Zeug. Ganz am Ende wurde es noch einmal richtig spannend, nie lief die Kugel so wie sie sollte, aber nach der letzten Bahn riss Mario die Arme hoch: „Mit einem Schlag! Jetzt habe ich doch gewonnen!“  Und so radelten sie vergnügt weiter durch den Wald um den See.

 

Gespensterpommes mit Ketchup

Am Ende ihrer Rundfahrt gingen sie ins Inselschlösschen. Hier duftete es schon nach leckerem Essen, und Mario nahm ohne lange zu fragen in einer der runden Nischen Platz.

Renato, einer der Kellner, kam gleich fröhlich wie immer zum Tisch: „Na, Mario, heute als Radrennfahrer? Du hast sicher Durst, möchtest du eine Limo?“ - „Und einen Räuberteller!“, rief Mario, während die Mutter sich noch die Speisekarte
ansah.

Er drehte sich in Richtung der Theke um und fragte Renatos Kollegen: „Michael, warum kriechst du denn auf dem Boden herum?“ - „Gute Frage!“, Michael runzelte die Stirn, „ich habe wieder mal diese Flecken entfernt, die hier immer plötzlich auftauchen.

 

Jeden Morgen schrubbe ich sie weg, und am nächsten Tag sind sie wieder da. Oder die Bilder: Jeden Morgen hängen sie schief an der Wand.

Und oft sind die Bilderbücher aus dieser Schublade herausgeräumt und liegen auf dem Boden. Keine Ahnung wer das macht, wir schließen doch nachts immer alles ab!“

Beim Stichwort ‚Kinderbücher’ rief Mario sofort: „Ich war das nicht!“, worauf die anderen herzlich lachten.  „Das weiß ich doch“, grinste Michael, „ich kann mir das aber einfach nicht erklären.“

In diesem Moment kam sein Chef Rainer dazu und fügte hinzu: „Und in der Küche macht sich irgend ein Scherzkeks den Spaß aus Kartoffelscheiben kleine Monde, Sterne oder Gespenster zu stanzen!“

„Cool!“, rief Mario, er fand das alles sehr witzig.

Aber auch Rainer konnte dem Treiben eine gute Seite abgewinnen: „Das bringt mich auf eine Idee: Ich setze ein neues Kindergericht auf die Speisekarte! Mit Figuren - Pommes-Frites.“

„Au ja! – Gespensterpommes!“, rief Mario darauf begeistert, „darf ich die als erster probieren? Aber mit Ketchup!“ - „Na klar“, Rainer lächelte, „gerne, kriegst du!“

Nach einem gemütlichen Essen mit Gespenster­pommes und anderen Leckereien machten sich Mutter und Sohne wieder auf den Heimweg.

„Tschüß!“, rief Mario vergnügt.

„Kommt ihr denn zu unserer Halloween-Party in drei Wochen?“, fragte Michael. „Au ja, bitte Mama“, bettelte Mario.

„Wenn’s klappt gerne“, sagte die Mutter, „aber nun lass uns fahren, es wird schon fast dunkel.“

 

Halloween-Abend

Endlich war Halloween. Mario war ganz gruselig geschminkt. Zum Fürchten sah er aus, wie ein Vampir, dem Blut über die Stirn läuft.

Eine ganze Horde Horror-Kinder zog so durch das Dorf.

Marios bester Freund Julien war dabei, Tobias, der in der Nähe des Sees wohnte, sowie Björn und die aufgeweckte Alina, die beide gleich hinter der Reithalle wohnten. Die Jüngste war Chantal, die sich schüchtern etwas abseits hielt, wenn sie an den Haustüren klingelten. „Gebt uns was zu schlecken, sonst werden wir euch necken!“, oder „gebt Süßes oder es gibt Saures!“, riefen sie, worauf die Bewohner es meist schmunzelnd vorzogen, den Kindern liebevoll vorbereitete Säckchen mit Süßigkeiten zu schenken.

Als es schon dunkel war, rief Alina: „Puh, ich kann nicht mehr! Wir haben so viel Süßigkeiten bekommen, dass ich die Tasche kaum noch tragen kann!“ - „Kommt, wir gehen ins Inselschlösschen, unsere Eltern sind bestimmt schon alle da!“, meinte Tobias. Tatsächlich fanden die Kinder in dem großen Pavillon eine fröhliche Runde vor.

 

Mario und sein Freund Julien wollten zuerst in Ruhe ihren Beutel Süßigkeiten ansehen und gerecht teilen. Mario hatte auch schon eine Idee, wo sie ungestört sein könnten: Der Schlüssel zur Dachkammer steckte, und die beiden Freunde huschten unbemerkt über eine gewundene Holztreppe nach oben, wo sie in der Dachstube verschwanden.