„Tschüss!“, rief Sabrina und winkte fröhlich ihren Freunden zu, die in den Bus stiegen, der sie von der Schule nach Hause bringen würde.

Sie selbst bog um die nächste Ecke, wo ihre Mutter eine Apotheke hatte.

„Hallo Sabrina, wie geht’s?“, fragte die Mutter, während sie freundlich lächelnd einer älteren Dame deren Medikamente in eine Papiertüte einpackte. „Gut, Mutti, ich muss nur ein Bild für Kunst malen, dann kann ich ins Schwimmbad fahren!“, erwiderte sie.

Und schon war sie im Nebenraum verschwunden, in dem sich in vielen Schränken mit großen Schubladen ordentlich sortiert unzählige Medikamente befanden.

In die Ecke des Raumes hatte ihr ihre Mutter extra einen kleinen Tisch und einen Stuhl gestellt, damit sie hier nach der Schule ihre Hausaufgaben erledigen konnte.

Sabrina warf ihren Rucksack in eine Ecke, setzte sich, und legte ihre Kunstmappe auf den Tisch.

Plötzlich hörte sie ein leises Rascheln neben sich. Sie sah sich um, konnte aber nichts entdecken.

Neugierig folgte sie dem Geräusch - und wirklich:
Sie bemerkte einen kleinen silbrigen Schopf in einer der großen Schubladen, die einen Spalt offen stand.

Jetzt verschwand der Schopf wieder, aber dann, ganz zaghaft, lugte der kreisrunde Kopf eines kleinen Männleins hervor, zu dessen Kopf das zerzauste silberne Haar gehörte.

Sabrina kniete sich vor die Schublade und rieb sich verwundert die Augen: „Wer bist denn du?“ – „Stups“, sagte das Männlein. – „Wie bitte?“, meinte Sabrina.

„Stups man den koboldigsten aller Kobolde nennt, seiner Nase wegen“, sagte der Kleine und zeigte auf das kleine Stupsnäschen in seinem runden lilafarbenen Gesicht.

Er kletterte auf den Rand der Schublade, setzte sich auf deren Kante, ließ vergnügt die Beine baumeln, die in violetten Hosen mit goldenem Sternchenmuster steckten.

„Was nettes Mädchen hier macht, noch nie gesehen hier!“ – „Ich heiße Sabrina. Die Apotheke gehört meiner Mutter“, erklärte sie. „Und du?“, – „Stups ein Weilchen wohnen hier. So leckere Kräuterbonbons hier gibt und mit dem Medikamentenlift ganz toll Karussell fahren er kann!“

Sabrina stemmte ihre Hände in die Hüften: „Na du bist mir einer, wegen dir habe ich den ganzen Ärger! Mutti meinte, ich würde mir einfach ohne zu fragen Bonbons nehmen und an dem Lift herumspielen. Na prima!“

Den kleinen Stups schien dies eher zu amüsieren. „Letzte Nacht Burg ganz tolle gebaut haben Stups. Aus vielen, vielen Tablettenschachteln! Sooo ganz groß!“, zeigte er. – „Das ist ja schön“, meinte Sabrina, Böses ahnend, „Du hast doch hoffentlich alles wieder genau dahin geräumt, wo es vorher war? Wenn ein Medikament nicht da liegt, wo es hingehört, kann meine Mutter es doch nicht finden, wenn sie es braucht!“ – „Zurückgelegt glauben schon, denn niemand Stups bemerken soll!“

Sabrina wunderte sich: „Aber vor mir hast du dich doch auch nicht versteckt“ – „Gedacht beim Spiel mitmachen Stups kann“, sagte er und zeigte auf Sabrinas Kunstmappe auf dem Tisch. „Das ist kein Spiel, das sind meine Kunst-Hausaufgaben für die Schule. Ich soll ein Bild zum Thema Gegensätze entwerfen.“ – „Fein!“, rief Stups, „Helfen dir ich werde gerne!“

Sabrina wusste nicht so recht, ob das eine gute Idee war. Sie war jedoch neugierig und bat den kleinen Kobold: „Dann komm’ mal her!“
Stups strahlte aus seinen dunklen Knopfaugen, während er auf Sabrinas Hände kletterte, die sie vor ihm aufhielt.

Sie setzte den kleinen Mann vorsichtig auf den Tisch und holte aus dem Schrank, in dem sie ihre Malsachen aufbewahrte, alles was man ihrer Meinung nach für das neue Kunstwerk brauchen könnte: Einen Malblock, buntes Papier, eine Schere, Klebstoff, schwarze Tusche und Fingerfarben.

 

Stups lief aufgeregt auf dem Tisch hin und her. „Nun schau mal her“, meinte Sabrina „ich habe da eine Idee!“