Als Sabrina am nächsten Tag nach der Schule in die Apotheke kam, begrüßte ihre Mutter sie kaum, sondern erzählte sofort aufgeregt „Du, stell dir vor, heute Nacht wurde hier eingebrochen!“ – „Eingebrochen? - Und, was ist passiert?“, fragte Sabrina. - „Das Schloss wurde aufgebrochen. Aber das Seltsame ist, es fehlt gar nichts, sondern es lagen sogar Geldscheine auf der Theke! Ich verstehe das nicht! Und die Polizei konnte sich auch keinen Reim darauf machen“. Kopfschüttelnd sortierte sie weiter Informationsbroschüren in einen Drehständer.

Sabrina ging schnell in den Nebenraum, ahnend, dass Stups Einiges zu erzählen hatte. Dieser wartete schon auf dem Tisch und ließ vergnügt die Beine baumeln. „Und? Das Bild gefallen hat?“, fragte er.

„Die Lehrerin war begeistert“, erzählte Sabrina. „Endlich hätte ich mal das Thema getroffen. Ich konnte nur nicht erklären, wie ich die kleinen Handabdrücke aufgetragen habe“, schmunzelte sie. „Unsere Teamarbeit ist gut angekommen! Aber erzähl‘ doch bitte was hier gestern Nacht los war!“

„Nacht lustig war, sehr“, begann der lila Kobold mit dem silbernen Schopf, „Lift gefahren ganz viel. Dann Geräusch gehört an Tür so laut und Schritte. Stups gleich genommen Spritze aus Regal und geklettert auf Theke. Einbrecher nicht gesehen kleinen Stups, aber der schon gewartet auf ihn, hihi!“, freute sich Stups.

„Hattest du keine Angst?“, wollte Sabrina wissen.

„Ach, lustig war, lustig, sehr! Dieb schleichen zu Theke, Stups hauen Spritze in Arm von Dieb, feste, so!“, zeigte Stups und fiel vor Schwung fast vom Tisch. „Dieb erschrocken, nicht sehen kleinen Stups. Dieb aber Geld aus Kasse wollen und Computer. Aber dumm: Taschenlampe auf Theke liegen. Stups knipsen aus, schubsen runter, hihi! Schöne Krach, laute! Stups sehen können im Dunkeln, Dieb nicht!“

„Ja, und dann?“

„Stups an Gürtel geklettert von Mann. Gesehen Geld in Tasche, rausgezupft, schnell, schwupps! Bezahlen soll kaputte Tür, hihi!“ - 

„Und er hat nichts gemerkt?“, fragte Sabrina.

„Nichts merken, mit Händen Lampe gesucht. Stups gesprungen auf Boden. Schnürsenkel rechter Schuh linker Schuh geknotet, schnell schnell. Dieb wollen Kasse machen auf, aber sehen nix. Stups stechen pieks pieks in Beine von Mann. Der schreien und springen und fallen über Senkel, hihi! Rufen: ‚wer ist da?’ aber nix können sehen. Gekrabbelt wie ein Hund auf allen vieren raus zur Tür!“,

Sabrina konnte sich anhand dieser spannenden Beschreibung alles lebhaft vorstellen: „Das hast du aber ganz toll gemacht! Der Einbrecher hat nun gar nichts gestohlen. Klar, dass sich Mutti nur noch wundert. Und das Geld für die Reparatur hast du ihm auch gleich abgenommen, du bist wirklich ein pfiffiges Kerlchen. Und wo ist die Lampe geblieben?“

„In Schublade ganz oben hoch. Jetzt Stups seine sein“, grinste das Männlein.

„Wie können wir uns denn bei dir bedanken? Gibt es etwas womit wir dir eine besondere Freude machen könnten?“, fragte Sabrina.

„Nix wollen, gar nix. Stups immer wollen Freund nur und ...“, er zögerte „ ... berühmt sein, viel. Niemand sonst sehen ihn.“

Sabrina meinte „Eine Freundin hast du ja wohl nun!“, und drückte ihn herzlich an ihre Wange, sodass sein rundes lila Gesicht ganz violett wurde.

Sie überlegte einen Moment und sagte dann „Ich wüsste da was! Versprechen kann ich es nicht, aber wir werden zusammen eine Geschichte schreiben und so lange suchen, bis sie jemand in einem Buch abdruckt. Damit alle lesen können, wie mutig du warst. Sie werden dann natürlich meinen, es gibt dich nicht wirklich, aber das macht ja nichts, so kannst du berühmt werden, ohne dass dich jemand entdeckt.“

Stups Gesicht war vor Verlegenheit noch dunkler geworden. „Fein das wär’, ganz fein! Anfangen mit Schreiben gleich morgen, bitte, ja?“

 

Sabrina nickte, lächelte zufrieden, und wusste, dass sie alles versuchen würde, dem kleinen Stups seinen großen Wunsch zu erfüllen.